10 Punkte zu Vogelkollisionen an Glasflächen
1) Vogelkollisionen mit Glasflächen sind ein großes Vogelschutzproblem. Jährlich kommen in Deutschland über 100 Millionen Vögel durch Kollisionen mit Glasflächen im Siedlungsraum zu Tode. Das sind weitaus mehr als Todesfälle an Stromleitungen, im Straßenverkehr oder an Windkraftanlagen.
2) Glas ist für Vögel ein unsichtbares Hindernis, das nicht erkannt oder umflogen werden kann. Vögel haben keine Erfahrung im Umgang mit diesem Baustoff.
3) Aufgeklebte Greifvogel-Umrisse sind erwiesenermaßen völlig sinn- und wirkungslos, aber ein Hinweis, dass Kollisionen befürchtet werden oder stattfinden.
4) Problematisch sind die drei Faktoren Spieglung, Durchsicht und Kunstlicht. Spiegelungen erzeugen auf Glasflächen ein identisches oder verzerrtes Abbild der Umgebung, in das die Vögel hinzufliegen versuchen. Durchsicht erweckt den Eindruck, dass die Vögel in die hinter dem Glas befindliche Landschaft oder Vegetation fliegen können. Nächtliche Beleuchtung von Fassaden und Glasflächen haben auf ziehende Vögel eine magische Anziehungskraft und führen zu Desorientierung und Kollisionen.
5) Kritische Flächen sind Glasfronten an Wohn-, Geschäfts-, Büro- und Fabrikgebäuden oder Sport- und Veranstaltungshallen. Selbst kleine Glasflächen können ja nach Lage ein erhebliches Gefahrenpotential haben.
6) Auch gläserne „Kleinbauten“ sind Vogelfallen: Fahrgastunterstände an Haltestellen, Fahrradabstellplätze, Raucherpavillons, Einkaufswagenunterstände, Tiefgaragenausgänge, Windschutz- und Lärmschutzwände, Wintergärten oder gläserne Balkonbrüstungen. Die Opfer an diesen Stellen sind in der oben genannten Zahl noch nicht enthalten.
7) Vogelkollisionen werden oft nicht erkannt, da sich verunglückte Vögel in die Deckung zurückziehen und tote Vögel umgehend von Fuchs, Marder, Katze, Ratte etc. beseitigt werden. Meistens zeugen nur Federreste oder Flügelabdrücke von einer Kollision.
8) Vorbeugend kann schon in der Planung der Vogelschutz beachtet werden. Alternativen zu spiegelndem und transparentem Glas sind intransparentes Glas, spezielles Vogelschutzglas und Folien oder auch Drahtgitter, Metalllochblenden, Holz etc.
9) Bei bestehenden Glasflächen können nachträglich auf der Außenseite Muster, Grafiken, Folien, Linien- oder Punktraster aufgebracht werden. Dabei sind bestimmte Regeln zu beachten. Es empfiehlt sich, nur als hocheffektiv getestete Verfahren zu wählen und ggf. Spezialfirmen zu beauftragen. Für den privaten Bereich stehen z.B. selbst anzuwendende Punktraster zur Verfügung.
10) Vogelkollisionen sind nicht gewollt, aber vermeidbar. Deshalb sollten an Gebäuden bzw. kritischen Stellen Maßnahmen gegen Vogelschlag ebenso selbstverständlich sein wie Brandschutz, Absturzsicherung, Energieeffizienz oder Lärmschutz.